Freitag, 17. April 2009

Eine unterschätzte Waffe

Normalerweise interessieren sich die meisten Leute für die alten Waffen und Rüstungen, die in Museen zu sehen sind. Dabei wird dann gerne übersehen, dass viele Kämpfer nur sehr mangelhaft ausgerüstet waren. Eine in der Antike und im Mittelalter sehr verbreitete (und auch erfolgreiche Art) zu kämpfen waren einfache Steinwürfe.

Das Bild hier zeigt zum Beispiel wie einer der Anführer der gefürchteten Armagnaken in der Schlacht von St. Jakob an der Birs (1444) tödlich von einem Stein getroffen wurde. Geschleudert von einem Müsli gestärkten Schweizer.

Auch der deutsche Söldnerführer Konrad von Landau fiel 1359 in einem Gefecht mit dem Tross der englischen Kompanie, nachdem er von einem Stein getroffen worden war.

Das berühmteste Opfer ist aber sicher der griechische Söldnerführer Pyrrhos (oder lat. Pyrrhus), nach dem die vernichtenden Siege ihren Namen haben. Ihn traf 272 v. Chr. bei Straßenkämpfen in Argos ein Ziegel, den angeblich ein altes Mütterchen vom Dach geworfen hatte.

Auch die 420 Spartaner, die 425 v. Chr. auf der Insel Sphakteria eingeschlossen wurden, erlagen wahrscheinlich zum Großteil den Streinwürfen der athenischen Ruderer. Nicht ganz so heroisch wie in "300" ergaben sie sich als ihre Zehl auf 292 reduziert worden war.

Natürlich möchte ich hier von keiner "Wunderwaffe" sprechen, sondern eher auf die Banalität des Todes verweisen. Und eben auch darauf, dass Waffen und Ausrüstung nicht immer das waren, was im Museum vorgeführt wird.

10 Kommentare:

  1. Ich habe mal irgendwo (!) gelesen, Pyrrhos sei von einem Nachttopf getroffen worden. :-)

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  2. beim lesen dieses wunderbaren Artikels ist mir noch ein weiteres Beispiel eingefallen, das ich hier der Vollständigkeit halber aufzählen will (evtl. interessiert es ja).
    Schottland, 1644 bei Tippermuir trafen Covenanter auf den Clan Montrose. Letzterer hatte kaum Schützen und lediglich Munition für eine einzige Salve, so ließ er seine Männer Steine aufsammeln. Zum Schlachtbeginn feuerten sie ihre Salve und warfen einen Hagel aus Steinen, dann fegten sie die verwirrten Covenanter vom Feld.

    Inwiefern die Steine schlachtentscheidend waren, mag dahingestellt sein, allerdings halte ich es für ein gutes Beispiel, dass sie in Notsituationen sogar noch bis in die Neuzeit eingesetzt wurden.

    Die Quelle ist übrigens 'die Highlander' von Hagen Seehase, S.95
    Nicht unbedingt ein wissenschaftliches Buch, aber der gute Mann schreibt etliche Bücher über Schottland, insofern vertraue ich einigermaßen in den Bericht

    S. Krieger

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  3. danke für die Imformation.
    Zu Seehase möchte ich sagen, dass die Sachen sicher etwas spektakulär aufgemacht sind, aber dennoch meines Erachtens nach sehr fundiert. "Der gefiederte Tod" (furchtbarer Titel) ist sehr sachlich und bietet mit die besten Informationen (zumindest in Deutsch) zu den frühen Kriegen Edwards bis zur Endphase des Hundertjährigen Krieges.

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  4. Interessanter Artikel! Habe die Wirkung der Steine im Krieg noch nie so verfolgt;).

    Allerdings denke ich, ist das Ende der Spartiaten auf Sphaktera nur zu einem geringen Teil den Steinen zu verdanken. Hab gerade Thukydides zur Hand: "...und schleuderten Steine, Pfeile, Spieße, was eben jeder zur Hand hatte."

    Wobei ich wie gesagt die Wirkung der Steine anzweifle, da:

    1. die Reichweite sehr gering ist, und somit die Gefahr größer im Nahkampf erfasst zu werden (= Tod^^)

    2. Das Gewicht eines Steines sehr beschränkt ist, ein kleiner Stein wird wohl kaum einer bronzenen Hopliten-Rüstung viel anhaben. Ein Großer kann nicht weit geworfen werden.


    Ich denke eher das mit den "Steinen" vermutlich Steine in Kombination mit Schleudern gemeint waren. (heist ja auch: sie "schleuderten Steine" nicht "warfen")

    Das ein Ziegel auf dem Haupt eines Generals tödlich ist kann ich mir vorstellen, ein Stein, mit der Hand geworfen gegen gepanzerte Hopliten eher kaum.

    Es war wohl einfach die Verzweiflung, den Feind nicht angreifen zu können, die zur Aufgabe führte.

    Steine waren auf jeden Fall eine nicht zu unterschätzende Waffe, da stimme ich dir zu. Vor allem in Kombination mit der Schleuder! Gibt ja sogar ein biblisches Beispiel;):

    David gegen Goliath

    Auf jeden Fall toller Artikel!

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  5. 1453 hat es als letztes Mittel allerdings keinen Erfolg gebracht. Beim Lesen von diesem schönen Artikels kam mir natürlich diese bekannte Illustration in den Sinn:

    http://visualiseur.bnf.fr/Visualiseur?Destination=Mandragore&O=07841452&E=1&I=42603&M=imageseule

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  6. Danke. Das Bild kannte ich (trotz inzwischen umfangreichen Archivs) noch nicht.

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  7. Wie ich heute so in Scharnhorsts "Militärischem Taschenbuch zum Gebrauch im Felde" (1792) blättere, finde ich (§ 207 lit c.) STEINE als Wurfgeschosse vorgesehen. Scharnhorst beschreibt den Bau eines Blockhauses, das sich "selbst gegen schweres Geschütz 24 Stunden halten kann", und sagt dann, dieses Blockhaus müsse "oben einen kleinen Raum" haben, "von dem man Bomben, Steine etc. in den Graben werfen kann, wenn der Feind in demselben ankommt"
    Steine sind eine Waffe!
    DD, 20.11.2009
    Jens Lorek
    RAJensLorek@aol.com

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  8. @ Andreas: Lasst euch nicht täuschen. Eine Handvoll geworfener Steine kann eine fürchterliche Wirkung haben. Seht euch mal die Steinigungen/ Opfer im Iran an.
    Bei den Spartanern flog nicht nur einer sondern Masse. Und früher oder später trifft einer die richtige Stelle.


    Falls ihr Computerspiele spielt nehmt euch mal Rome - Total War vot. Dort könnt ihr genu beobachten wie die Wirkung der Schleuderer ist im Angriff auf Hopliten oder Reiterei.

    Faultierasai

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  9. Einen guten Schutz gegen Steine bieten Helme. Gegen Steinewerfer bieten sich Langbogen an. Damit kann ein Bogenschütze einen Steinewerfer ausser Gefecht setzen ehe er in dessen Reichweite ist.

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    1. So what? Gegen Bogenschützen bieten sich Granatwerfer an. Die haben eine viel größere Reichweite als Bogenschützen ...

      Was ich damit ausdrücken will: In der Antike waren Langbogenschützen wohl nicht so allgemein verfügbar - und wenn doch, dann waren sie sicher teurer als Steinschleuderer. Steinschleuderer konnte man unter den Nomaden billig rekrutieren (die Steinschleuder ist eine typische Hirtenwaffe - s. David gegen Goliath).
      Pfeile sind übrigens auch teuer. Steine nicht.

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