Da war also Präsident Obama vor kurzem in Ghana und besuchte dabei das ehemalige britische Sklavenfort Cape Coast Castle. Dort sagte er dann sinngemäß er sei zurückgekommen an den Ort, an dem die Diaspora begann.
Später verglich er dann noch die Kerker mit dem KZ Buchenwald, das er einige Wochen zuvor besucht hatte. In Buchenwald war zu hören, dass er dazu eine persönliche Beziehung habe, da sein Großonkel irgendwie an der Befreiung beteiligt gewesen war.
Die Amerikaner haben, wie man weiß, seit langem ein Problem mit der Geschichte des Sklavenhandels. Die meisten Afrikaner sind irgendwie der Ansicht, dass sich Europäer und Amerikaner endlich mal dafür entschuldigen könnten, am besten vielleicht sogar Entschädigungen bezahlen sollten. Also reist der US-Präsident nach Afrika, erklärt sich dort zum Exsklaven (er ist ja symbolisch zurückgekommen) und alles ist wunderbar.
Obama ist allerdings zur Hälfte weiß, also der Spross von Sklavenhaltern, und zur anderen Hälfte stammt er aus Kenia, wo man selbst Sklaven jagte. Möglicherweise reicht es ja, wenn man ein bisschen schwarz ist, dann wird man automatisch zum Sklavenabkömmling und ist aus dem Schneider. Die bösen Amerikaner sind allein die richtig Weißen. Also die, zu denen der Buchenwald-Befreier gehört hat?
Wahrscheinlich ist es so zu verstehen, dass sich Obama, obwohl er genetisch nichts damit zu tun hat, moralisch auf Seiten der ehemaligen schwarzen Sklaven und der Buchenwaldhäftlinge sieht. Wunderbar. Aber stehen wir dort nicht alle? Ich kenne zumindest niemanden, der sich auf die andere Seite stellen wollte. Und genau deshalb finde ich die ganze Show ziemlich mies und billig.
Wesentlich mehr Charakter hatte da einst der gute Willy Brandt mit seinem Kniefall in Warschau (wird von meinen jungen Lesern leider kaum einer wissen). Als Brandt 1970 das ehemalige Ghetto in Warschau besuchte, fiel er spontan und irgendwie aus Scham auf die Knie. Dabei wäre es doch so einfach gewesen, denn der gute Herr Brandt war ja im Exil in Norwegen und Schweden gewesen und hatte aktiv antifaschistisch gearbeitet, was man ihm dann später in konservativen Kreisen sehr übel genommen hat. So hatte Franz Josef Strauß einmal höhnisch verkündet: "Eines wird man Herrn Brandt doch fragen dürfen: Was haben Sie zwölf Jahre lang draußen gemacht? Wir wissen, was wir drinnen gemacht haben."
Ja, man kennt das. Drinnen haben manche auf den Wachtürmen gefroren, und der Herr Brandt saß in Norwegen vor dem warmen Ofen. Und Wählerstimmen hat ihm der Kniefall auch keine gebracht; die meisten Deutschen fanden seine Reaktion überzogen und beschämend. Tja, der dumme Willy Brandt; da nimmt er als deutscher Kanzler eine Schuld auf sich, die ihn zumindest persönlich nichts angeht. Der gute Obama beansprucht dagegen überall die Opferrolle für sich, die ihm weder als Person und schon gar nicht als Präsident zusteht.
vor 1 Woche
Ich finde den Vergleich mit Brandt etwas unmotiviert, denn seine angebliche Selbstlosigkeit wird auch nur aus der Hüfte unterstellt. Außer einem depressiven Weiberhelden war Brandt vor allem ein Machtmensch wie andere Politiker vor und nach ihm auch. Man kann ohne weiteres davon ausgehen, daß er einfach eine sich bietende Gelegenheit beim Schopf gepackt hat.
AntwortenLöschenDass er ein "Weiberheld" finde ich nun ehrlich gesagt ein äußerst disqualifizierendes Argument.
AntwortenLöschenDennoch möchte ich sagen, dass im Vergleich mit Obamas Schmierenkommödie Brandt in hellstem Licht erscheint. Und Stimmen hat ihm die Sache nicht gebracht.
Dennoch wollte ich keine SPD-Werbung machen, denn Leute wie Schröder oder Wowereit gehen sicher mehr in die Obama-Richtung.
Mir sind Weiberhelden allemal lieber als diese Super-Saubermänner: wie Robespierre, Himmler oder Ahmadinedschad.
AntwortenLöschenNa, also dem guten Obama aus dieser Marginalie einen Strick zu drehen finde ich irgendwie absurd. Heisst es nicht sonst, Obama hätte mit Opferidentität der Schwarzen gebrochen?
AntwortenLöschenWarum wählen wir in Deutschland nicht endlich einen Juden zum Bundeskanzler? Der kann dann als Opfer an allen Veranstaltungen teilnehmen.
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