Während Machwerke wie "The Expendables" im Moment jeden realen Blick auf's Handwerk "Söldner" vernebeln und verstellen lässt eine TV-Dokumentation im ARD am kommenden Sonntag (So, 18.11.12 | 19:20 Uhr) auf echt erhellende Einblicke hoffen.
Im der Dokumentation geht es um die Rekrutierung von Sicherheitskräften aus Uganda. Viele der Männer dort sind an die Schrecken des Krieges gewohnt, arbeitslos und die 1.000 Dollar monatlich, die ihnen US-Firmen für den Dienst im Irak versprechen, sind für sie ein echtes Vermögen.
Allerdings bleibt es nicht dabei. Inzwischen werden einige der Anbieter ugandischer Söldner von anderen Firmen ausgebootet, da diese ihre Arbeitskräfte für 400 Dollar im Monat anbieten können.
ARD: Uganda - Afrikanische Söldner in der US-Armee
Der Film dramatisiert, polarisiert, nennt falsche Fakten und ist vor Allem eins: nicht aktuell. Die Zeiten der großen TCN Guard Forces sind definitiv vorbei.
AntwortenLöschenAllein der Titel ist schon falsch denn de facto dienen die Jungs und Mädels aus Uganda nicht als Söldner in den US Streitkräften.
Die Gefahr bei einem IDF Angriff getroffen, verletzt oder getötet zu werden betrifft nicht nur die Ugander allein, sondern jeden der sich im Irak aufhält - oder besser: vor 2009 dort aufgehalten hat. (Diese Gefahr tendiert seit 2009 gegen Null)
Jeder der einen Arbeitsvertrag unterschreibt wird darauf ausführlich hingewiesen. Wo liegt hier das moralische Problem?
Hinzu kommt daß niemand zur Arbeit im Irak gezwungen wird und von Sklaven ähnlicher Behandlung keine Rede sein kann. Die Standards der US Streitkräfte für Contractors (auch einfache Guard Force Services) ist sehr hoch, Unterbringung, Verpflegung und medizinische Behandlung nicht schlechter als die der westlichen Expats und der eigenen Truppen. Dies ist auch in General Order No 1 so festgelegt.
Was die Behandlung von Verwundeten angeht: Auch hier sind die Standards sehr hoch. Ich bestreite nicht daß es Fualle gibt wo versehrte Contractor im Stich gelassen wurden, die Regel ist das jedoch nicht. Jede Firma die von den US Streitkräften als Dienstleister in Krisengebieten angeheuert wird, ist verpflichtet seine Angestellten zu versichern, contract compliance wird groß geschrieben.
Und außerdem ist die Arbeit als Guard Force Operator definitiv weniger gefährlich als mobile Security positionen. Wer was anderes behauptet hat keine Ahnung, lügt oder dramatisiert hier ganz bewußt.
Und was die angeblich so schlechte Bezahlung angeht: Die Gehälter liegen i.d.R. bei mindestens dem fünffachen des nationalen Durchschnittslohns. (Wie im Beitrag auch erwähnt) Wer es schlau anstellt kann sich in Uganda nach 1-2 Irak Touren ein schönes Leben machen. Mir sind etliche Beispiele von erfolgreichen Uganda Heimkehrern persönlich bekannt. Wer seine Kohle natürlich nicht spart und lieber versäuft, mit Geld generell nicht umgehen kann, dem bringen auch 100k USD im Jahr nichts. Da sollte man mal realistisch bleiben.
Und generell handelt sich bei privaten Sicherheitsdiesntleistern um Firmen, die Kosten möglichst niedrig halten und Gewinne möglichst hoch. That's Business. Ich kenne auch jede Menge Südafrikaner die für 3000 USD in AFG arbeiten, weil es immer noch das 3 fache von dem ist, was zu Hause üblich ist. Niemand wird gezwungen den Job anzunehmen.
Es mag dramatische Einzelschicksale unter den Ugandern geben, was ich nicht abstreite aber die Regel sind sie nicht. Genau das assoziert dieser Beitrag aber.
Vor 3 Jahren hätte dieser Beitrag noch einen aktuellen Bezug gehabt, heute hat er es nicht mehr.
Die Kritik ist sicher angebracht. Bei solchen Beiträgen wird gerne zu sehr das (selbst gewählte) "Elend" überstrapaziert.
AntwortenLöschenInteressant an dem Beitrag ist dennoch, dass der ganze legendenüberwucherte Security-Bereich zumindest zum Teil zu einem Billigjob für Anbieter aus der 3.Welt wird. Das kann man meiner Meinung nach nicht genug unterstreichen (so gesehen finde ich auch die angeführten Südafrikaner hilfreich). Es gibt leider immer noch allzuviele Geschichten vom dicken, schnellen Geld, das man als Söldner so machen kann.
Ich sage natürlich nicht, dass dies unmöglich ist, aber dann muss man sicher außergewöhnliche Qualifikationen mitbringen.
Dass die Masse der "einfachen" Contractor aus Drittwelt oder Billiglohn Ländern kommen ist ja innerhalb der Branche nie ein Geheimnis gewesen.
AntwortenLöschenDas hat aber, wie erwähnt, auch was mit den Qualifikationen zu tun. Jeder W12 Gezi Soldat aus irgendeiner Logistikeinheit der Bw könnte den Job auch besser und zuverlässiger durchführen als die Damen und Herren aus Uganda, Sierra Leone oder Kenia. Jeder der mal mit Afrikaners (nicht Afrikaanern) gearbeitet hat, wird das bestätigen. Am Ende geht es nunmal ums Business und da sind Profite nunmal erste Priorität.
Was mich ärgert ist der Tenor des ganzen Beitrags, nach dem die bösen Amis (oder Westler generell) hier die armen unterdrückten Schwarzafrikaner ausbeuten und wie Sklaven behandlen. Wie gesagt, ich bezweifle nicht daß der eine oder andere ungerecht behandelt oder vom Arbeitgeber schlichtweg im Stich gelassen wurde. Das sind aber Einzelschicksale und keine Massenphänomäne wie der Beitrag assoziert.
Und ich wäre nicht überrascht wenn der eine oder andere der besagten Ugander deswegen ohne Abfindung daheim sitzt, weil er Mist gebaut hat. Auch hier sind mir Beispiele bekannt.
U.a. beim spielerischen Handtieren mit der Waffe einem Kameraden ins Bein geschossen, weil dem Idiot auf seiner 8 Stunden Schicht so langweilig war.
Oder: Rausgeflogen weil rauskam daß sein HIV Test gefälscht war oder irgendwelche anderen Papiere.
Wenn man sich einem Thema annimmt, sollte man schon neutral und objektiv berichten, alle Seiten beleuchten und nicht so pazifistisch-links-ideologisch-doof irgendwelche Klischees bedienen. Mag ja sein daß vielen das schön ins Konzept passt. Ist leider oft so daß das Berichtete am Ende doch nicht so ist wie dargestellt und die Realität nunmal wesentlich unspektakulärer ist. Und hier liegt mMn das Problem: Es wird bewußt über- und untertrieben und Dinge eben gezielt anders dargestellt als sie in Wirklichkeit sind.
Solche Aussagen wie "Sklaven ähnliche Behandlung" regen mich dann einfach auf. Ich habe selbst Ugander VOR und WÄHREND ihres Einsatzes als Guard Force ausgebildet. Deren Unterkünfte waren nicht schlechter als die unseren, (Westliche Expat Contractor) wir haben alle zusammen in der selben Kantine gegessen.
Jeder der Afrika nur ein bisschen kennt wird auch bestätigen, daß die Lebensbedingungen der Ugander im Guard Force Einsatz im Irak oft um ein vielfaches besser und hygienischer waren als in Kampala. Das kann man ruhig auch mal erwähnen anstatt salopp, oberflächlich dem Zuschauer/Leser was von Sklaven ähnlicher Behandlung vorzulügen.
Generell werden dort wo massenhaft einfaches Fußvolk benötigt wird, immer erstmal die Billiglöhner eingestellt. Viele Skills und Erfahrung braucht man als einfacher Wachsoldat auch nicht. Aber mittlerweile gehen selbst die Taggesgagen für westliche Experten in den Keller. (Ist aber immer noch akzeptabel)
Gruß aus Basra,
J.
Hallo J.
AntwortenLöschenwirklich vielen Dank für deine dezidierten und sachkundigen Ausführungen. Ich kann auch deinen Ärger über die politisch überkorrekten Ausführungen verstehen.
Leider ist es aber so, dass viele Leute (außerhalb der Branche) immer noch denken dass Söldner fast ausschließlich aus westrlichen Ländern kommen und ein Heidengeld verdienen. Und ich meine hier nicht nur Hollywood. Bei Spiegel-TV gabs gerade mal wieder einen reißerischen Beitrag zu den Deutschen in der Fremdenlegion (die inzwischen meines Wissens nach eine recht kleine Minorität sind). So gesehen dient so ein Beitrag immer noch der Aufklärung. Ich bin mir z.B. sicher, dass ein Großteil der (deutschen) Bevölkerung immer noch glaubt, dass es in der Legion eine Menge Deutscher gibt, von Billigsöldnern aus Uganda, Kenia etc dagegen noch nie was gehört hat.
Grüße
Frank